Seit der Corona-Pandemie steigen die Holzpreise rasant an. Wir haben teilweise Preissteigerungen von 100%, 200% und sogar unfassbaren 500% erlebt. Doch woran liegt das?
In diesem Artikel schauen wir uns an, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass Holz sich zu so einem gefragten und raren Rohstoff entwickelt hat und warum der Preis so extrem in die Höhe geschossen ist. Am Ende des Artikels wagen wir uns an die Frage: Wird der Preis wieder sinken? Können wir bald auf Besserung hoffen und unsere Projekte weiterführen? Wenn dich dieses Thema interessiert und du wissen willst was die Situation für dich als Hobbyhandwerker:in oder Bauherr:in bedeutet, dann bleib dran.
Corona inspiriert
Die pandemiebedingte Verlagerung des Arbeitsplatzes ins Home-Office bedeutete, den ganzen Tag zu Hause zu sein – immer in derselben, gewohnten Umgebung, keine neuen Reize oder Inspirationen von Außen zu bekommen. Durch die zahlreichen Beschränkungen stieg das Bedürfnis, es sich schön machen zu wollen, sich in der immer gleichen Umgebung wohlzufühlen; denn kaum rauszugehen und seine meiste Zeit drinnen zu verbringen war für einige eine große Bürde und teilweise kaum auszuhalten. Dies erzeugte bei vielen den Wunsch nach einer Auffrischung ihres Nests. Andere wiederum hatten eine größere Vision, wollten nicht nur ihren Garten oder ihre Inneneinrichtung verschönern, sondern gleich das ganze Haus – oder sogar ein neues Haus von Null auf bauen.
Die einen starteten ihr kleineres Projekt der Veränderung der Inneneinrichtung oder des Gartens, investierten die Ersparnisse, die ursprünglich in den Sommerurlaub fließen sollten und entwickelten sich zu Hobbyhandwerker:innen; während die anderen wiederum Bauherr:innen wurden, planten, Kredite aufnahmen und Auszugsdatum aus der alten Wohnung sowie Einzugsdatum ins neue Haus festlegten. Doch nun taten dies etliche Menschen auf der ganzen Welt im selben Zeitfenster.
Wo liegt dabei das Problem?
Da nun eine so punktuell rasant ansteigende, globale Nachfrage nach den Materialien aufkam, die für alles rund um den Hausbau gebraucht werden, erzeugte dies ein großes Chaos, da die "neue" Nachfrage die bis dahin erzeugte Produktionsmenge gemäß der "alten" Nachfrage übersteigt und somit Vorräte aufgebraucht wurden. Die Preise für grundlegende und notwendige Materialien in der Baubranche stiegen rasant an, denn sie wurden immer rarer: vor allem Kunststoffe, Metalle, Farben und eben auch Holz wurden immer teurer. Doch warum ist gerade Holz von dieser Preisexplosion betroffen?
Warum Holz so teuer ist
Der Trend zu Holz als Baustoff und generell zum Gebrauch von natürlichen und nachhaltigen Baustoffen ist seit der Thematisierung der Klimakrise (und anderen damit verbundenen Themen) und der daraufhin eintretenden Tendenz zu einem nachhaltige(re)n Bewusstsein und Lebensstil immer größer geworden. Die Pandemie hat diesen Trend weiter verstärkt und einen Holz-Boom ausgelöst. Statt einem Betonklotz möchten heute viele ein Haus aus Holz oder zumindest mit Teilen aus Holz, denn Holz gilt nicht nur als nachhaltig, sondern auch als stabil. Und damit meine ich nicht die Teile, die ohnehin aus Holz bestehen (wie der Dachstuhl). Die Nachfrage nach den Materialien, die man für die verschiedenen Eigenheim-Projekte braucht, schossen in die Höhe. Und so auch die Preise. Innerhalb eines Jahres stiegen die Kosten für Konstruktionsholz 2021 um 83,3 %.
Müssten die Preise nicht sinken, wenn so viele Leute Holz wollen?
Doch warum steigt der Holzpreis, wenn die Nachfrage steigt? Müsste das Angebot nicht günstiger werden, wenn die Nachfrage steigt? In einfachen, grundlegenden betriebswirtschaftlichen Prozessen ist dies der Fall: steigt die Nachfrage, können Produktionsprozesse optimiert und die einzelnen Produkte können im Umkehrschluss günstiger angeboten werden. Hier ist dies jedoch nicht der Fall. Seit Beginn der Corona-Pandemie herrscht ein enormer Wettbewerb um den Rohstoff Holz. In diesem Szenario übersteigt die Nachfrage das Angebot, wodurch die Holzpreise parallel dazu ansteigen. Ganz nach dem Motto: Wer mehr zahlen kann, kriegt das rare Holz. Dazu kommt, dass durch den starken Anstieg der Nachfrage Holz in Europa immer knapper wurde. Doch warum wurde Holz in Europa immer knapper?
Bauboom im Ausland
Eine erhebliche Nachfrage nach europäischem bzw. deutschem Holz kam vor allem aus China und den USA. Das exportierte Rohholz ist im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 43 % gestiegen. Grund für diese regelrechte Explosion an Bauvorhaben sind vorteilhafte Konjungturpakete in den beiden Ländern. Hinzu kommen die von Ex-US-Präsident Trump ausgelösten Streitigkeiten bezüglich des Imports bestimmter Produkte aus bestimmten Ländern. So war beispielsweise Kanada einer der wichtigsten Holzlieferanten für die USA. Nun bestellt die USA unter anderem in Deutschland – zu einem viel höheren Preis.
Veranschaulichen wir das Ganze anhand von Zahlen. Im Mai 2020 haben 2,36 m3 Bauholz 250 Dollar gekostet. Ein Jahr später, im Mai 2021 stieg der Preis für dieselbe Fläche auf 1.500 Dollar an. Dies bedeutet einen unfassbaren Anstieg von 500 %. Die USA und China sind bereit, diesen Preis zu zahlen und kaufen große Mengen des deutschen Holzes. Viele deutsche Bauherr:innen hingegen waren nicht bereit oder im Stande diese hohen Summen zu zahlen und mussten ihr Projekt vorerst auf Stillstand stellen.
Der Boom aus dem Ausland hatte zur Folge, dass es in Deutschland starke Engpässe gab bzw. gibt. Und diese Knappheit widerrum lässt die Preise in die Höhe schießen. Doch nicht nur das.
Corona ist schuld
Grundlegender Treiber der Preisentwicklung von Baumaterialien wie Holz waren die Folgen der Corona-Pandemie. Einerseits mussten im Zuge der Pandemie viele zu Hause bleiben, durften sich nicht zum Arbeitsplatz bewegen. Die Pandemie provozierte reduzierte Kapazitäten in den Firmen und Produktionsstätten. Ganze Lieferketten und Infrastrukturen klappten zusammen. Lieferzeiten verlängern sich drastisch, Unternehmen verlieren Kund*innen, da die Produkte zu teuer sind und es zu Lieferverzögerungen kommt und die Unternehmen müssen sich non-stop an die sich verändernden Umstände anpassen. Darüber hinaus führt der Mangel an Rohstoffen zu einem Lagerproblem, da alle Vorräte zusammenbrechen und Unternehmen teilweise sogar die Produktion drosseln mussten, weil ihnen das Material fehlte. Man konnte schon fast von einem Holzkrieg sprechen. Um die Verluste zu kompensieren, wurden viele Rohstoffe teurer – darunter vor allem Holz.
Wie sieht die Lage der Holzpreise heute aus?
Wie hat sich die Lage entwickelt? Ist das mittlerweile anders oder stecken wir noch in derselben Position fest? Der massenhafte Export des deutschen Holzes nach China und in die USA ist im Sommer letzten Jahres deutlich zurückgegangen. Ab Juni 2021 können wir sehen, dass die Preise zügig sinken. Am 01. Juni 2021 lag der Holzpreis bei 1.267,50 Dollar, am 15. Juni bei 1.009,90 Dollar und Ende Juni, am 30. Juni bei 716,00 Dollar. Gründe für die Stabilisierung der Holzpreise lagen unter anderem darin, dass einige deutsche Sägewerke das Problem erkannt und den Export ihres Holzes zurückgeschraubt haben, um die lokale und nationale Nachfrage der Deutschen zu befriedigen. Außerdem stagnierte die chinesische Bauwirtschaft durch Verschuldung von Treibern dieses Baubooms, wodurch diese nicht mehr so große Mengen an Holz bestellten.
Ab November 2021 stiegen die Preise wieder rasant an auf fast 1.500 Dollar. Schauen wir uns allein den April 2022 an, lag der Holzpreis Anfang April bei ca. 960 Dollar, Mitte April fiel er auf ca. 880 Dollar, um Ende April wieder auf etwas über 1.000 Dollar anzusteigen. Allein in diesem Monat hatten wir bereits Schwankungen um ca. 200 Dollar, geschweige den Schwankungen im Juni 2021 um 551 Dollar. Anhand dieser Schwankungen kann man erkennen, dass es äußerst kompliziert ist, die Entwicklung der Holzpreise zu prognostizieren. Politische und wirtschaftliche Faktoren beeinflussen diese ungemein.
In Deutschland beispielweise sind die hohen Baupreise für Bauherren neben den hohen Materialkosten auf den Basiseffekt durch die befristete Mehrwertsteuersenkung im 2. Halbjahr 2020 zurückzuführen. Die Preise für Neubauten sind im August 2021 12,6 % höher im Vergleich zum August 2020.
Ein neuer Faktor, der 2022 dazu gekommen ist, ist das russische Exportverbot seit dem 01.01.2022. Russland, einer der weltweit größten Holzproduzenten, möchte kein Rundholz mehr exportieren. Putin will die Holzindustrie seines eigenen Landes stärken. Die Folge: Länder, die viel Holz in ihr Land importieren (wie China aus Russland), greifen nun auf den europäischen Markt zurück, da sie nach einer Alternative suchen müssen. Die Nachfrage am europäischen Markt wird also noch größer. Falls das Exportverbot eingehalten wird, können wir davon ausgehen, dass die Preise sich so schnell nicht einbalancieren werden. Sie könnten eher ansteigen, da Russlands Kunden sich neue Anlaufstellen suchen müssen und dies an anderer Stelle erneut zu Knappheit führen kann. Vor dem Hintergrund der von Putin gewollten Liierung Russlands mit China, könnte das Exportverbot möglicherweise nicht eingehalten werden, wodurch der europäische Markt wiederum nicht zusätzlich belastet würde.
Es gibt noch zahlreiche andere Faktoren, die die ansteigenden Preise von Holz herbeiführen. Zu diesem Zeitpunkt ist es überaus schwierig, eine mittel- oder gar langfristige Prognose bezüglich der Entwicklung der Holzpreise abzugeben. Exporte – vor allem nach China – sind auch in Zukunft noch vorgesehen. Die Nachfrage nach dem klimafreundlichen, nachhaltigen Material Holz wird immer größer. Fakt ist: Holz wird immer beliebter.
Interessiert dich dieses Thema? Möchtest du auch in Zukunft über die Entwicklung der Holz- und Rohstoffpreise auf dem Laufenden gehalten werden? Dann schreib’s uns in die Kommentare!
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